1. Interviews aus Berlin

 

5 Interviews wurden in Berlin durchgeführt, wovon ein mit zwei Personen. Wir haben mit zwei Aktivist*innen des Prinzessinnengartens, einer Stadtplanerin, einem Pionier der Idee von der Umsetzung der Hinterhofbegrünung in Stettin und einem Vertreter des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin gesprochen.

Woher kam die Inspiration für diese Aktivitäten in Berlin?

  • Drohung, dass die gesamte Fläche an einen Investor verkauft und gebaut wird

Es handelt sich hier um die Fläche, die von einem Gemeinschaftsgarten Berlins genutzt wird. Es gibt viele Aktivitäten aus der Nachbarschaft, um das zu verhindern. Es geht darum, eine grüne Fläche in der Stadt zu behalten, und den Ausverkauf der Stadt zu bremsen, nicht nur um einen Garten:

„Man muss ständig beweisen, dass das wichtig ist.“   

Diese Aktion hat auch eine positive Wirkung auf die städtischen Gärtner, die dadurch auch im Mainstream wahrgenommen worden sind.

Wer engagiert sich im Gemeinschaftsgarten und wie?

  • Vielfalt der Engagierten
  • Menschen mit und ohne Erfahrung der Gartenarbeit  

Es mischt sich, es gibt mehr und mehr Leute. Sie verabreden sich, wann wer kommt und was macht. Das ist eine größere Gruppe. Jeder kommt für ein paar Stunden pro Woche, jemand muss den Garten auf machen und schließen. Es gibt jetzt zum Beispiel eine neue Gruppe aus Selbstorganisierten geflüchteten Organisation.

Es gibt Menschen, die Vorkenntnisse von Gartenarbeit und Pflanzen haben und die, die einfach helfen. Die Meisten haben es nie früher gemacht und sie lernen von den mehr Erfahrenen.

  • Starke Interesse und Orientierung an regenerative und ökologische Landwirtschaft

„Wir wollen den Boden wieder heilen. Etwas Gutes für den Planet machen und daran lernen. Viele Leute interessieren sich gerade dafür“.

Vorteile der urbanen Gärten und grünen Hinterhöfen

Die Aktivist*innen aus den Gärten Berlins sehen auch zahlreiche Vorteile der Bewegung:

  • Es ist nicht nur Grün, es ist ein sozialer Raum für alle
  • Integration, Inklusion und Selbstorganisation
  • Ein neues Verständnis dafür, was ist ein öffentliches Gut
  • Leistung für die Nachbarschaft

Ähnlich wie Bewohner*innen Stettins meinen sie, dass man sich selbst die Mühe machen muss, anstatt zu warten, was die Stadt macht.

Das Potenzial der grünen Hinterhöfe wurde treffend von einer Stadtplanerin Berlins zusammengefasst:

  • Ort der Bewegung und sozialer Interaktion
  • Wichtige Lebensqualität
  • Ruhe und Rückzugsort in der Großstadt

„Das ist Ort der Begegnung und sozialer Interaktion. Das erfolgt bewusst und unbewusst, generationsübergreifend und mit Herz für Kiezatmosphäre. Grüne Hinterhöfe ist eine nicht zu unterschätzen wichtige Lebensqualität.“

„Aus städtebaulicher und sozialer Sicht ist das ein großer Beitrag für die Gesellschaft, Ruhe im Kiez, Fluchtort für jedermann/frau.“ 

Probleme der grünen Hinterhöfe

Von der Stadtplanerin erfahren wir zusätzlich, welche Probleme grüne Hinterhöfe zu bewältigen haben:

  • Die Koordination der Menschen um die Beete und gemeinsamer Grünflächen
  • Einig sein
  • Erstellung eines gemeinsamen Zieles einschließlich Pflichte und Verantwortung, die damit verbunden sind.
  • Langfristiges Engagement / Mangel an Nachhaltigkeit
  • Vandalismus, Nachtleben in den Hinterhöfen
  • Müll

Von dem Vertreter des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg erfahren wir noch über zwei weitere Probleme, nämlich:

  • zu wenig Fläche in Kreuzberg

Kreuzberg als ein Stadtteil ist sehr dicht gebaut, was ein Hauptproblem ist, da es wenige Fläche zur Begrünung gibt.

  • Gerechtigkeit

Es geht hier um die Frage, wer die Grünfläche nutzen sollte bzw. kann und wer nicht und warum.

 

Ratschläge für diejenigen, die an Etablierung eines urbanen Gartens Interesse haben 

  • Eine Gruppe von gleichgesinnten Menschen finden 

Dann sollte man miteinander viel darüber sprechen, was man genau gemeinsam erreichen möchte, um Klarheit zu bekommen, wo das gesamte Punkt ist.

  • Allein geht es nicht! 

Man sollte nach Gruppen suchen, die es schon gibt und mit anderen Gruppen aus der Nachbarschaft sprechen:

„Ohne Solidarität geht es nicht. Ein Garten braucht Solidarität: mit dem Boden, mit den Pflanzen, miteinander, das ist ein Gesetz.“     

  • Erfahrung sammeln 
  • Diverse Gruppen ansprechen (diverse Generationen und Akteur*innen)
  • Nachhaltigkeit stärken 

Eine ideale Mischung für Hinterhöfe entsteht laut des Pioniers der Hinterhofbegrünung aus Kommunikation, Nutzung (Nutzgarten, Bänke, Tische) und Engagement von Bewohner/innen – das alles unterstützt die Nachhaltigkeit.

 

Deutsch-polnische Kooperation auf der Ebene von Hinterhöfen 

  • Erfolgreiche Umsetzung der Idee von grünen Hinterhöfen Kreuzbergs in Stettin  

Eine Stadtplanerin Berlins hat uns erzählt, dass die Initiative der grünen Hinterhöfe, die in den 90er Jahren auf die Beine in Kreuzberg gestellt wurde, wurde dann nach der Copy-Paste-Methode nach Stettin mitgenommen. Ihrer Meinung nach was es ein großartiger Beitrag für beide Communities auf beiden Seiten der Oder:

„Wir können sehr viel voneinander lernen!“  

„Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Umsetzung und generellen Challenges. Ein Exchange in dem Bereich ist das A und O. Ich freue mich sehr dabei sein zu können!“

  • Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Aktionen in Berlin und Stettin  

Der Pionier der damaligen deutsch-polnischer Kooperation erzählte, wie er sich in der Vergangenheit engagiert hat, um die Stettiner Hinterhöfe zu begrünen. Da die Höfe meistens der Stadt gehören und die Wohnungen den privaten Eigentümern war es ein komplizierter Prozess, die Erlaubnis (und ggf. finanzielle Zuschüsse) zu bekommen. In Berlin ist es anders. Beide Städte haben aber das gleiche Problem mit der Nachhaltigkeit.

  • In Stettin fehlt noch die Idee von Gemeinschaftsgärten  

„Gerne würde ich die Idee von Gemeinschaftsgärten nach Stettin mitnehmen!“ 

Obwohl Hinterhöfe und nachbarschaftliche Grünflächen in Stettin enorm entwickelt und sehr gepflegt sind, ist die Idee von Gemeinschaftsgärten und urbane Landwirtschaft in Stettin noch nicht richtig bekannt. So ein Ort, wo viele Mitbürgerinnen ein Beet pachten könnten – kiezübergreifend, mit Kulturprogramm, mit gemeinsamen Aktivitäten für Groß und Klein würde laut der Stadtplanerin für Stettiner*innen von großem Vorteil sein.

„Die Gemeinschaftsgärten sind in Berlin öfter ein vielfältiger Ort – im Grünen kann man backen, Musik hören, basteln, Fahrräder reparieren. Unglaublich!“

  • Stadtgrün für grenzübergreifende Kulturpromotion nutzen

Nach der Stadtplanerin sollte sich die zukünftige deutsch-polnische Zusammenarbeit auch mit der Thematik „Kultur im Grünen“ beschäftigen. Das Stadtgrün könnte für Kulturpromotion, wie Streetart, Musik, Basteln, Ausstellung im Freien, genutzt werden

„Ich befürworte deutsch-polnische Zusammenarbeit, weil nur durch Begegnung kann man neue Denkanstöße und Ideen bekommen. Gemeinsame Arbeit am Beet verbindet!“

  • Kreuzberg und Stettin sollen miteinander reden und diskutieren. 

Es geht hier um Erfahrungsaustausch, Austausch von Lösungen.

„Ich bin mir sicher, dass die Städtepartnerschaft zwischen Kreuzberg und Stettin  durchaus stadtplanerische Aspekte haben könnte . Man könnte sich über „Städtebauliche Wettbewerbe“ einigen, die man gemeinsam trägt, z.B. Parkgestaltung und so weiter“.

 

Andere Empfehlungen:

  • Beratungen für Hofgestaltung für Bürger/Bürgerinnen organisieren, die sich nicht nur auf Pflanzen und Geldzuschüsse konzentrieren, sondern die Nachhaltigkeit im Auge haben.