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Postbezirke

Manchmal, wenn von Kreuzberg die Rede ist, gibt es auf den ersten Blick unverständliche Beschreibungen, die fast wie Chiffren wirken: SO 36 und SW 61 oder Kreuzberg 61. Das sind Abkürzungen für die Nummern der Postleitzahlen (und der beiden Postämter) und teilen gleichzeitig die Bezirke in zwei Teile: SO 36 bezieht sich auf den südöstlichen (Südost) und SW 61 auf den südwestlichen (Südwest) Teil des Bezirks. Als Berlin durch die Mauer geteilt wurde, war das Gebiet von SO 36 auf drei Seiten von der Grenze umgeben und bildete den ost-westlichen Teil der Stadt. Diese teilweise Isolierung hat den Charakter des Viertels stark beeinflusst. Es wurde zu einem Zentrum für alternative Bewegungen, und viele Gebäude wurden in besetzte Häuser umgewandelt (das sind illegal bewohnte, verlassene Gebäude). In ganz Berlin gab es 1981 165 besetzte Häuser, in Kreuzberg sogar 86.

Die Abgeschiedenheit minderte die Attraktivität von SO 36 als Wohngebiet. Ein Drittel der Einwohner waren Migranten, hauptsächlich türkischer Herkunft. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich die Situation erheblich verändert. Dieser Teil der Stadt wurde sehr modisch und beliebt, der Wohnraum wurde teurer und die Migranten und ihre Nachkommen zogen nach und nach weg. Dennoch zogen die Menschen ein, angelockt von der einzigartigen Atmosphäre des Ortes. Das Viertel hat also in den letzten zwanzig Jahren seinen Charakter erheblich verändert.

Foto und Text: Magda Rocka

Übersetzung aus dem Polnischen: Ludwika Arena