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Der Landwehrkanal

Erbaut: 1845-1850
Saniert und Ausgebaut: 2009-2014
Beginn: Spree in Berlin-Kreuzberg
Ende: Spree in Berlin-Charlottenburg
Länge: 10,73 Kilometer
Brücken: 36
Zwei Schleusen

Er verbindet als Seitenkanal der Teilstrecke Berliner Spree der Spree-Oder-Wasserstraße die Spree am Osthafen und führt durch die Ortsteile Kreuzberg, Neukölln, Tiergarten, Charlottenburg. Der Name kommt aus dem Begriff Landwehr oder Landhege, so hieß im Mittelalter eine Feldbefestigung vor der Stadtmauer. Vor der Berliner Stadtmauer wurde vor 1700 ein Landwehrgraben zwischen Schlesischem und Halleschem Tor als Entwässerungsgraben angelegt. Weil im 19. Jh. die Kapazität der Spree nicht mehr ausreichte, sollte eine Wasserstraße außen um die Stadtmauern herumgeleitet werden. Also wurde gebaut und am 2. September 1850 der Kanal eingeweiht.

Es gab einmal zwei Häfen am Kanal: Der Urbanhafen und der Schöneberger Hafen, beide in Kreuzberg gelegen. Vom Urbanhafen blieb nur ein kleines, schmales Becken, 1963/64 teilverhüllt. Der Schöneberger Hafen wurde 1959/60 zugeschüttet, auf diesem Gelände befindet sich heute der Mendelssohn-Bartholdy-Park, in der Nähe des gleichnamigen U-Bahnhofes. 

Mit dem Landwehrkanal verbindet sich auch ein menschliches Drama. Am Rande des Kanals und des Großen Tiergartens wird an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 erinnert. Mitglieder eines Freikorps erschossen Rosa Luxemburg während des Transports nach einem Verhör im Wagen. Sie warfen die Leiche in den Kanal, die erst Ende Mai 1919 geborgen werden konnte.

In den 1930er Jahren wurde das S-Bahn-Netz erweitert, auch eine Nord-Süd-Verbindung als Tunnelstrecke unter dem Landwehrkanal am Anhalter Bahnhof, Baubeginn 1934, Ende 1939 war sie fertig. 

Im Zweiten Weltkrieg zählte der Landwehrkanal zu den bevorzugten Verteidigungsschwerpunkten, besonders im Endkampf um Berlin. In Kreuzberg schirmte der Kanal noch das Gelände des Anhalter Bahnhofs ab. Am 25. April 1945 überquerten sowjetische Truppen den östlichen Teil des Kanals, es war ihnen aber der Weg zur Friedrichstraße versperrt. Aber am 27. April 1945 trafen sowjetische Truppen im Gebiet der Schöneberger Brücke ein, entlang dem Landwehrkanal bis zum Halleschen Tor. Die Brücken über dem Kanal wurden in diesem Bereich am 26. April von der Wehrmacht gesprengt. Am 29. April überquerten die Sowjet-Truppen die Hochbahnruine Möckernbrücke und besetzten am nächsten Tag den Anhalter Bahnhof. Am 1.oder 2. Mai 1945 wurde die Tunneldecke der S-Bahn direkt unter dem Landwehrkanal gesprengt. Von wem, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Es war eine Tragödie, denn im Tunnel befanden sich Hunderte oder vielleicht auch Tausende Schutzsuchende. Mit hoher Sprengkraft riss die Detonation den Kanalboden mehrere Meter weit und bis zu 40 Meter Länge auf. Das Wasser floss bis zum Bahnhof Friedrichstraße in die U-Bahn.

Am 25. Mai 1945 ordnete der sowjetische Stadtkommandant Bersarin das Auspumpen des Nord-Süd-Tunnels und den U-Bahn-Schächten an. Wegen der nur zum Teil zu bergenden Leichen bestand Seuchengefahr. Wenig Material und Gerätschaft, deshalb ging es nur langsam voran, erst 1946 war der Kanal wiederhergestellt.

Bis zum Mauerfall war der Kanal überörtlich bedeutungslos, aber im innerstädtischen Schiffsverkehr sehr wichtig. Nach der Wiedervereinigung wurde der Lastverkehr auf die Straße verlagert, der Kanal verlor als Transportweg seine Bedeutung. Inzwischen wird er fast nur noch von Ausflugsschiffen und Sportbooten genutzt.

Quelle: WIKIPEDIA